Dawn-Phänomen: Welche Behandlung je nach Diabetes-Typ sinnvoll ist
Wenn am frühen Morgen der Blutzucker stark und unvermittelt ansteigt, spricht man vom sogenannten Dawn-Phänomen. Wen es betrifft, welche Ursachen es hat und welche Behandlung je nach Diabetes-Typ erfolgen kann, lesen Sie in diesem Artikel.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Hohe Nüchternblutzuckerwerte werden als Dawn-Phänomen bezeichnet.
- Die Ursachen sind auf Hormonausschüttungen am frühen Morgen zurückzuführen.
- Das Dawn-Phänomen bei Diabetes betrifft besonders stark Kinder und Jugendliche.
- Die Pubertät und die Wachstumshormone sind ebenfalls ein Auslöser für das Dawn-Phänomen. Nicht-Diabetiker betrifft es kaum.
- Bei diesen kann eher eine nächtliche Unterzuckerung ein Grund für hohe Nüchternblutzuckerwerte am Morgen sein.
Was versteht man unter dem Dawn-Phänomen?
Hohe Nüchternblutzuckerwerte am Morgen können bei Diabetikern auf das Dawn-Phänomen zurückzuführen sein. Das englische Wort „Dawn“ bedeutet Morgendämmerung oder Morgenröte. Den Namen bekam dieses Phänomen aufgrund der Tageszeit, zu der es typischerweise auftritt: In den Morgenstunden steigt der Blutzuckerspiegel unvermittelt und stark.
Hormonausschüttungen sind eine Ursache für das Dawn-Phänomen bei Diabetes
Am frühen Morgen wird weniger Insulin produziert. Stattdessen ist der Glukagon-Wert erhöht; dieses Hormon setzt den in der Leber gespeicherten Zucker frei. Wenn Sie Diabetes haben, kann Ihr Körper darauf nicht richtig reagieren: Die Glukose-Neubildung in Ihrer Leber wird nicht minimiert und die Körperzellen nehmen keine Glukose auf. Die Folge ist das Dawn-Phänomen.
Bei Nicht-Diabetikern steuert die körpereigene Insulinproduktion auf natürliche Weise dagegen. Neben dem Glukagon ist auch ein Wachstumshormon ein Gegenspieler von Insulin. Dadurch, dass es am frühen Morgen vermehrt in die Blutbahn gelangt, fördert es ebenfalls das Dawn-Phänomen. Jugendliche in der Pubertät, die Diabetes haben, sind davon besonders betroffen.
Dawn-Phänomen: Stress zählt ebenfalls zu den Ursachen
Eine Nervenerkrankung (Polyneuropathie) kann dazu führen, dass wir nachts unruhiger schlafen und Schmerzen haben. So kommt es in der Nacht zu Stresssymptomen und das kann ebenfalls stark erhöhte Blutzuckerwerte am Morgen verursachen. Auch kohlenhydratreiches Essen und ein erhöhter Alkoholkonsum können sich auf den Blutzuckerspiegel am Morgen auswirken.
Bei gesunden Menschen tritt das Dawn-Phänomen nicht auf
Insgesamt betrifft das Dawn-Phänomen Diabetiker, insbesondere Kinder und Jugendliche mit Diabetes. Bei gesunden Menschen ist in der Regel eine nächtliche Unterzuckerung für den hohen Nüchternblutzuckerwert am Morgen verantwortlich. Ein Ausnahmefall ist das Dawn-Phänomen in der Schwangerschaft.
Für werdende Mütter gelten für den Blutzuckerspiegel andere Richtwerte. Bei der Untersuchung auf Schwangerschaftsdiabetes wird der behandelnde Arzt die Messergebnisse prüfen und im Zweifelsfall noch einen erweiterten Zuckertest durchführen, falls die Nüchternblutzuckerwerte erhöht sein sollten.
Schon eine Änderung der Abendroutine kann die Blutzuckerwerte am Morgen verbessern
Um eine eindeutige Diagnose stellen zu können, sollten nachts Messungen vorgenommen werden. Mithilfe der Messergebnisse kann der Arzt einen Plan für die Behandlung mit einer Insulinpumpe aufstellen. Wenn das Dawn-Phänomen bei Typ-1-Diabetikern auftritt, kann ein Blutzuckeranstieg in der Nacht durch die Insulingabe verhindert werden. Sinnvoll ist es auch, mit dem Arzt die Mahlzeit und Insulinmenge am Abend zu besprechen.
Meist lässt sich auch hier noch etwas anpassen, damit sich die Nüchternblutzuckerwerte am Morgen verbessern. Wichtig ist, dass die Insulingabe streng an die Mahlzeiten angepasst wird. Genehmigen Sie sich am Abend zur Abwechslung mal ein Eiskonfekt vor dem Fernseher, dürfen Sie nicht vergessen, das Insulin entsprechend anzupassen. Denn die Mahlzeit am Abend hat natürlich Auswirkungen auf den Blutzuckerverlauf in der Nacht. Insgesamt ist es wichtig zu prüfen, ob zu viel beziehungsweise zu wenig Insulin verabreicht wird. So kann beim Dawn-Phänomen eine Behandlung mit angepasster Insulinmenge erfolgen.
Dawn-Phänomen bei Typ-2-Diabetes: Anpassung der Medikamente notwendig
Haben Sie Diabetes Typ 2, fehlt die Insulinwirkung. Folglich wird in der Nacht vermehrt Glukagon produziert; dies kann durch den Gegenspieler Insulin nicht verhindert werden. Das führt zu einer unkontrollierten Zuckerausschüttung in der Leber und damit auch zum Dawn-Phänomen.
Die Behandlung erfolgt in diesem Fall durch die Einnahme von Metformin nach der letzten Mahlzeit am Abend. Durch diese Maßnahme lassen sich niedrigere Nüchternblutzuckerwerte am Morgen erreichen. In einzelnen Fällen kann noch NPH-Basalinsulin verschrieben werden. Was genau im Einzelfall hilft, wird der Arzt mit Ihnen besprechen.
Quellen
- Spektrum
- Pharmazeutische Zeitung
- Hien, Peter; Böhm, Peter (2001): Diabetes-Handbuch: Eine Anleitung für Praxis und Klinik. Hamburg: Springer.
- Sessler, Tobias (2019): Diabetes Typ 1 – Basics, Anleitungen und Tipps für Diabetiker: Strategien für ein Leben mit Diabetes mellitus Typ 1 und die Optimierung der Insulin-Therapie. Books on Demand.
- Standl, Eberhard (2010): Das große TRIAS-Handbuch für Diabetiker: Typ 1 und Typ 2: Alles was Ihnen hilft. Stuttgart: Trias.