Jährlich erkranken etwa 3.500 Kinder und Jugendliche neu an Diabetes.1 Diabetes bei Kindern ist eine besondere Herausforderung für die betroffenen Familien. In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, worauf Eltern achten sollten, warum die Erkrankung bei Kindern anders ist als bei Erwachsenen, und geben praktische Tipps für den Umgang mit Diabetes bei den Kleinsten.
Woran kann man Diabetes bei Kindern erkennen?
Diabetes kann bei Kindern oft schwer zu erkennen sein und übersehen werden. Achten Sie deshalb auf häufiges Wasserlassen, vermehrten Durst, Gewichtsverlust trotz gutem Appetit und anhaltende Müdigkeit.2 Diese Symptome könnte ein Indikator für eine Diabeteserkrankung sein. Bei Verdacht auf Diabetes ist eine schnelle ärztliche Untersuchung entscheidend, damit es nicht zu lange unentdeckt bleibt und Folgeschäden mit sich zieht. Suchen Sie deshalb den Kinderarzt oder die Kinderärztin ihres Vertrauens auf und gehen Sie mit ihrem Kind zusammen die Symptome durch. Es ist wichtig, dass Sie bereits den Verdacht mit ihrem Kind kommunizieren. Erklären Sie deshalb ausführlich und genau, weshalb Sie medizinischen Rat einholen wollen. So fühlt sich ihr Kind nicht übergangen oder ausgeschlossen und hat die Möglichkeit von Beginn eigene Fragen zu stellen.
Welche Besonderheiten liegen bei Kindern vor?
Kinder haben oft Schwierigkeiten, ihre Bedürfnisse und Symptome zu kommunizieren. Eltern sollten daher besonders aufmerksam sein und bei auffälligem Verhalten oder Beschwerden nachfragen. Diabetes bei Kindern erfordert eine intensivere elterliche Beteiligung. Die Besonderheit bei einer Erkrankung im Kindesalter liegt vor allem darin, dass die Erkrankung dringend eine Unterstützung und Betreuung der elterlichen Bezugspersonen in Anspruch nimmt. Anders als bei einer Erkrankung im Erwachsenenalter sind ihre Kinder im jungen Alter noch auf ihre vollständige Unterstützung und Beratung angewiesen. Bei Kindern und Jugendlichen ist eine intensive und vor allem eine individuell angepasste Therapie erforderlich.3
Was ist bei der Ernährung und Mahlzeiten zu beachten?
Die richtige Ernährung ist entscheidend. Gemeinsam mit einem Ernährungsberater können Eltern einen ausgewogenen Ernährungsplan erstellen, der den Blutzuckerspiegel stabilisiert.4 Besonders anfangs ist es von besonderer Bedeutung, dass die Ernährung durch die Eltern begleitet wird. Regelmäßige Mahlzeiten und gesunde Snacks sind wichtig, um Schwankungen zu verhindern und ein Gefühl für die Werte und Krankheit zu bekommen.5 Es ist auch empfehlenswert, den Kindern die Ernährung und die Werte spielerisch und einfach darzustellen, damit es je nach Altersgruppe eingehender verstanden werden kann.
Kinder wachsen und entwickeln sich täglich, daher ist eine flexible Anpassung der Insulindosis wichtig. Eltern sollten mit dem behandelnden Arzt zusammenarbeiten, um die richtige Medikation und Dosierung zu gewährleisten und Veränderungen und Fortschritte stets offen mit den Kindern kommunizieren.
Emotionaler Umgang & Integration in den Alltag
Besonders zu Beginn der Diagnose kann es psychisch belastend auf Eltern und Betroffene wirken. Da der Hauptteil der Therapiemaßnahmen bei den Erziehungsberechtigten liegt, müssen diese innerhalb kürzester Zeit die notwendigen Therapiemaßnahmen eigenverantwortlich durchführen und auch beaufsichtigen.6 Außerdem muss die Insulinbehandlung in den Alltag des Kindes, aber auch in den der Erwachsenen integriert werden.
Es ist jedoch wichtig, dass die Eltern offen über die Erkrankung sprechen und ihre Kinder ermutigen, ihre Gefühle zu teilen. Ein unterstützendes Umfeld hilft, den emotionalen Stress zu minimieren und die Erkrankung zu verstehen.
Um nicht zusätzlich psychische Folgen davon zu tragen, ist es ratsam den Erwerb von Kenntnissen über Ursachen, Verlauf und Therapie der Krankheit, sowie von bestimmten Fertigkeiten stets mit den Kindern gemeinsam zu erwerben und sie zu begleiten.7
Diabetes wird von nun an ein Teil Ihres täglichen Lebens sein, sollte jedoch nicht das Familienleben dominieren. Achten Sie darauf die Veränderungen klar zu kommunizieren und ihrem Kind zu erklären. Planen Sie die Aktivitäten gemeinsam mit ihrem Kind und besprechen Sie was in welchen Situationen möglich ist. Es ist auch hilfreich das Diabetesmanagement durch sportliche Betätigungen und gesunde Mahlzeiten zu integrieren.
Die Schulungsmethoden und Inhalten sollten individuell auf das jeweilige Kind abgestimmt werden und außerdem nicht zu dogmatisch sein, um das Kind und die Eltern nicht zu überfordern und stressen.8
Schulische Integration und Sensibilisierung
Die Krankheit nimmt auch Einfluss auf das Schulleben Ihres Kindes. So sollten Sie unbedingt das Lehrpersonal über die Diabeteserkrankung informieren und klare Anweisungen für den Schulalltag geben – es kann durchaus vorkommen, dass der Stundenplan oder Sportunterricht Ihres Kindes angepasst werden muss. Außerdem sind individuelle Empfehlungen zur Vermeidung von Hyper- und Hypoglykämien erforderlich. Sollte Ihr Kind an Schulausflügen teilnehmen sind hierzu genaue Besprechungen erforderlich.
Außerdem benötigen nicht nur Sie, sondern auch das Schulpersonal eine Unterweisung und ein Training für das Diabetesmanagement. Eine Sensibilisierung in der Schulgemeinschaft fördert Verständnis und Unterstützung.
- Diabetes bei Kindern erfordert eine liebevolle und aufmerksame Herangehensweise.
- Durch regelmäßige Kontrollen, eine angepasste Ernährung, flexible Medikamentenanpassungen und eine offene Kommunikation können Eltern ihren Kindern helfen, ein gesundes und erfülltes Leben trotz Diabetes zu führen.9
Quellen
Davis NL, Bursell JDH, Evans W, Warner JT (2012) Body composition in children with typ 1 diabeetes. Arch Dis Child 97:312–315.
Danne, Kordonouri, Lange Diabetes bei Kindern und Jugendlichen, 7. Aufl., 2014.
Daneman D, Swift PGF, De Beaufort CE, Skinner TC (2006) Do differences in nutritional intake, eating habits and lifestyle influence glycemic outcome and explain the differences between international centers? Ped Diabetes 7(Supplement 5):41–P65.
Lange, K., Kordonouri, O. Kinder mit Diabetes in der Schule. Diabetologe 17, 463–474 (2021). https://doi.org/10.1007/s11428-021-00736-w.
Fußnoten
- RKI Datenerhebung: Diabetes in Deutschland – Kinder und Jugendliche, unter: Diabetes surveillance – Kinder und Jugendliche (rki.de) (zuletzt abgerufen am 15.02.2024). ↩︎
- Ziegler R, Neu A: Diabetes in childhood and adolescence—a guideline-based approach to diagnosis, treatment, and follow-up. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 146–56. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0146. ↩︎
- Ziegler R, Neu A: Diabetes in childhood and adolescence—a guideline-based approach to diagnosis, treatment, and follow-up. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 146–56. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0146. ↩︎
- Judmaier, S., Kovac, U. Ernährungsempfehlungen bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1. Paediatr. Paedolog. 56 (Suppl 1), 8–12 (2021). https://doi.org/10.1007/s00608-021-00880-y. ↩︎
- Judmaier, S., Kovac, U. Ernährungsempfehlungen bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1. Paediatr. Paedolog. 56 (Suppl 1), 8–12 (2021). https://doi.org/10.1007/s00608-021-00880-y. ↩︎
- Raile, K., Boss, K., Braune, K. et al. Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes: Lösungen für technische und psychosoziale Herausforderungen. Bundesgesundheitsbl 63, 856–863 (2020). https://doi.org/10.1007/s00103-020-03162-3. ↩︎
- Abrahamian, H., Kautzky-Willer, A., Rießland-Seifert, A. et al. Psychische Erkrankungen und Diabetes mellitus (Update 2019). Wien Klin Wochenschr 131 (Suppl 1), 186–195 (2019). https://doi.org/10.1007/s00508-019-1458-9. ↩︎
- Funnell MM, Anderson RM (2004) Empowerment and self-management of diabetes. Clin Diabetes 22:123–127 ; Doherty Y, Dovey-Pearce G (2005) Understanding the developmental and psychological needs of young people with diabetes. Pract Diabetes Int 22:59–64. ↩︎
- Judmaier, S., Kovac, U. Ernährungsempfehlungen bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1. Paediatr. Paedolog. 56 (Suppl 1), 8–12 (2021). https://doi.org/10.1007/s00608-021-00880-y ↩︎