Wie ist der Stand der Forschung zum Thema Glycowohl? Zum Teil gibt es in Europa wenige klinische Studien über homöopathische Wirkstoffe. Bisherige Erkenntnisse, Studien und Belege zu Glycowohl und seiner Wirkung finden Sie hier zusammengefasst.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Der wesentliche Inhaltsstoff von Glycowohl, Syzygium cumini – ein Extrakt aus den indischen Jambulfrüchten – wurde in mehr als 70 klinischen Studien getestet.
- Dabei wurde seine natürliche antidiabetische Wirkung mehrfach nachgewiesen: Syzygium cumini bewirkt eine Senkung des Blutzuckerspiegels und fördert die Regeneration der Betazellen in der Bauchspeicheldrüse.
- In einigen Studien ließ sich auch eine Auswirkung auf die körpereigene Insulinproduktion sowie auf den Langzeitzucker (HbA1c) und die Blutfettwerte beobachten.
- Da für Glycowohl in Studien noch keine Neben- oder Wechselwirkungen nachgewiesen wurden, kann die homöopathische Arznei als unbedenkliche Ergänzung zur Therapie von Diabetes mellitus betrachtet werden.
Stand der Forschung zu Glycowohl
Homöopathische Arzneien sind in der klinischen Forschung bisher kaum vertreten. Glycowohl ist ein rezeptfreies, vom BfArM zugelassenes Arzneimittel, das für die ergänzende Behandlung von Diabetes mellitus eingesetzt wird. Der zentrale Wirkstoff von Glycowohl ist ein Extrakt aus dem indischen Jambulbaum (Syzygium cumini). In der Homöopathie spricht man auch von einer Urtinktur: einem hochkonzentrierten Auszug, der die Essenz der Pflanze enthält.
Der Jambulbaum ist eine Laubbaumart aus der Familie der Myrtengewächse. Aus seinen Früchten und Samen werden neben Arzneimitteln auch Saft, Essig und Spirituosen hergestellt. In Indien wird die Pflanze aufgrund ihrer Heilwirkung kultiviert und häufig neben buddhistischen Tempeln angepflanzt. Die gesundheitsfördernden Eigenschaften ihrer Samen, Früchte und Rinde sind in der asiatischen Medizin seit Jahrhunderten bekannt.
Durchgeführte klinische Studien zu Glycowohl
Aber was sagt die moderne Forschung zu Glycowohl und Syzygium cumini? Studien zu Glycowohl konnten die antidiabetischen Eigenschaften des Hauptinhaltsstoffs mehrfach belegen. Über 70 Studien und Untersuchungen wurden zu den Extrakten des Jambulbaums durchgeführt. Dabei gewann die Forschung folgende Erkenntnisse über den Wirkstoff von Glycowohl:
- Syzygium cumini bewirkt auf natürliche Weise eine sanfte Senkung des Blutzuckerspiegels.
- Der Wirkstoff fördert die Regeneration der Betazellen in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Bei Diabetikern sind im Vergleich zu den Glucagon produzierenden Alphazellen zu wenige Insulin produzierende Betazellen vorhanden. Vor allem bei jugendlichen Patienten mit Diabetes Typ 2 oder Prä-Diabetes kann diese regenerierende Wirkung von Syzygium cumini auf das Pankreas das Krankheitsbild nachhaltig verbessern und ihm sogar vorbeugen.
- In einigen Studien wurde auch nachgewiesen, dass Syzygium cumini die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse erhöht – die Wirksamkeit ist damit mit den in der Diabetes-Therapie eingesetzten Sulfonylharnstoffen vergleichbar.
- Trotz ihrer Wirksamkeit wurden für die natürliche Substanz in Glycowohl-Studien bislang keine Wechsel- oder Nebenwirkungen nachgewiesen.
Glycowohl-Beleg: Wie senkt Syzygium cumini den Blutzuckerspiegel?
Hauptverantwortlich für die blutzuckersenkende Wirkung des Jambulbaum-Extrakts sind Flavonoide sowie lipophile Bestandteile der Pflanzensamen. Diese Wirkstoffe haben einen positiven Einfluss auf die Nüchternglukose (der mindestens acht Stunden nach der letzten Mahlzeit gemessene Blutzuckerwert), die Glukosetoleranz sowie die Synthese des Blutzuckers. Außerdem erhöhen sie die Insulinfreisetzung leicht. Diese Effekte werden unter dem Oberbegriff „antidiabetisch“ zusammengefasst.
Ein Inhaltsstoff des Extrakts, die Ferulasäure, kann bei Diabetes mellitus die angesprochene regenerierende Wirkung auf die Betazellen der Bauchspeicheldrüse haben, wodurch die Insulinausschüttung erhöht und die Glucagon-Ausschüttung natürlich gesenkt wird.
Studiendesign von Glycowohl in der Wissenschaft
Studien zu Glycowohl wurden für möglichst repräsentative Ergebnisse in vivo (am lebenden Organismus unter natürlichen physiologischen Bedingungen) und mit Diabetikern unterschiedlichen Alters durchgeführt. So hatte eine Humanstudie mit mehr als 30 Patienten mit Diabetes mellitus folgende Ergebnisse:
- Die dreimal tägliche Einnahme von Jambulsamenpulver linderte bei den Betroffenen folgende Symptome: Polyurie (krankhafte Erhöhung der Harnmenge), Polyphagie (Heißhunger und gesteigerter Appetit), übermäßiger Gewichtsverlust sowie körperliche Schwächezustände.
- Nach drei Monaten zeigte die Glukosetoleranz signifikante Verbesserungen. Die mehrere Monate andauernde Behandlung mit dem Jambulextrakt führte zu einer Verringerung des Kontrollwertes um 30 Prozent. Dieser Effekt ähnelt jenem, der mit der Gabe von Sulfonylharnstoffen erzielt wird, allerdings ohne die Nebenwirkung oder das gesteigerte Risiko einer Hypoglykämie (Unterzuckerung).
In einer weiteren für Glycowohl relevanten wissenschaftlichen Studie konnten auch positive Effekte des Jambul-Extrakts auf den HbA1c-Wert beobachtet werden: Nach 15-tägiger oraler Einnahme von 100 mg/kg des Extrakts kam es zu einer nachweislichen Verbesserung der diabetischen Parameter und der Blutfettwerte. Zudem erreichte der Langzeitzucker nach dem Testzeitraum nahezu HbA1c-Normwerte. Bei einigen Teilnehmern kam es außerdem zu einem damit verbundenen Verlust von Körpergewicht. Somit erzielte die unterstützende Therapie mit Syzygium cumini Ergebnisse, die vergleichbar sind mit jenen, die durch das bei Diabetes mellitus eingesetzte Präparat Glibenclamid erzielt werden.
Quellen
- https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Erstaunliches-Selbstheilungspotenzial-238294.html
- http://www.gesundheits-lexikon.com/Labormedizin-Labordiagnostik/Glukosestoffwechsel/Nuechternglucose-Nuechternblutzucker-.html
- Maiti S, Ali KM, Jana K, Chatterjee K, De D, Ghosh D (2013). Ameliorating Effect of Mother Tincture of Syzygium Jambolanum on Carbohydrate and Lipid Metabolic Disorders in Streptozotocin-Induced Diabetic Rat: Homeopathic Remedy. J Nat Sci Biol Med. 4: 68–73.
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- Sharma SB, Rajpoot R, Nasir A, Prabhu KM, Murthy PS (2010). Ameliorative effect of active principle isolated from seeds of Eugenia jambolana on carbohydrate metabolism in experimental diabetes. eCAM doi:10.1093/excam/nep233: 1–9.