Sowohl bei Typ-1- als auch bei Typ-2-Diabetes kann es zu gravierenden Folgen kommen, wenn die Krankheit nicht oder unzureichend behandelt wird. Um Folgeerkrankungen und Spätfolgen zu verhindern, bedarf es einer regelmäßigen Kontrolle durch den Arzt und Disziplin bei der Durchführung der Therapiemaßnahmen.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel kann zu verschiedenen Folgeerkrankungen führen.
- Besonders häufig treten Schädigungen an Blutgefäßen und Nerven auf.
- Diese können zu Folgeerkrankungen wie dem diabetischen Fuß, der diabetischen Retinopathie sowie zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
- Vorbeugen lässt sich durch regelmäßige ärztliche Vorsorgeuntersuchungen.
- Auch ein gesunder, aktiver Lebensstil trägt zur Vermeidung von Spätfolgen bei Diabetes bei.
Diabetes kann ernste Folgen haben
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, die auf einer fehlenden oder stark verminderten Synthese (bei Typ-1-Diabetes) beziehungsweise Verwertung (bei Typ-2-Diabetes) von Insulin beruht und sich auf verschiedene Bereiche des Körpers auswirken kann. Hauptsymptom ist bei allen Diabetesformen ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel. Dieser kann, wenn er nicht rechtzeitig oder richtig behandelt wird, zu teils gravierenden Komplikationen führen.
Je länger ein erhöhter Blutzuckerspiegel besteht, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich daraus Folgeerkrankungen entwickeln. Um solchen Spätfolgen von Diabetes vorzubeugen, ist eine gute Blutzuckereinstellung und die regelmäßige Überprüfung der Werte unbedingt notwendig.
Typische Folgeerkrankungen bei Diabetes
Als typische Folgen von Diabetes mellitus treten vor allem Schäden an Blutgefäßen und Nerven auf. Diese können verschiedene Organe betreffen und entsprechend unterschiedliche Erkrankungen auslösen.
Im Prinzip entwickeln sich bei Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2 die gleichen Folgen. Ob und wann eine Folgeerkrankung auftritt, hängt damit zusammen, wie lange die Grunderkrankung bereits vorliegt und wie gut sie eingestellt ist. Außerdem spielen die äußeren Lebensumstände eine ausschlaggebende Rolle. So ist etwa statistisch gesehen bei Typ-2-Diabetikern das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besonders hoch, weil sie häufig zusätzlich an Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen leiden.
Herz- und Gefäßerkrankungen
Die chronisch hohe Zuckerkonzentration im Blut greift die Gefäßinnenwände an und begünstigt die Entwicklung von Ablagerungen und Gerinnseln. Sind die Gefäße stark verengt oder sogar völlig undurchlässig geworden, kommt es zu teils schwerwiegenden Durchblutungsstörungen, von denen auch die Herzkranzgefäße und Schlagadern betroffen sein können. Bei Diabetes Typ 2 treten Folgen wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz oder Schlaganfall besonders häufig auf – hier ist die Komplikationsrate zwei- bis viermal, bei Frauen sogar bis zu sechsmal höher als bei Nichtdiabetikern.
Diabetische Neuropathie (Nerven)
Bei rund der Hälfte aller Patienten entwickeln sich Nervenschädigungen als Folgeerkrankung des Diabetes. Betroffen ist vor allem das periphere Nervensystem, was sich durch Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Gefühlsverlust, Schmerzen oder Temperaturempfindlichkeit bemerkbar macht. Auch verschiedene Organe können von den Nervenschäden betroffen sein, darunter das Nervensystem des Herz-Kreislauf-Systems, der Verdauungs- und Geschlechtsorgane.
Um dauerhaften Nervenschäden vorzubeugen, ist eine regelmäßige Überprüfung der Blutzuckerwerte mit entsprechend angepasster Therapie unerlässlich. Dabei führt der behandelnde Arzt auch gezielt sensorische Tests durch, die eine Schädigung des Nervensystems möglichst frühzeitig erkennen lassen.
Diabetisches Fußsyndrom
Der diabetische Fuß ist wohl eine der häufigsten Folgeerkrankungen bei Diabetes. Er resultiert aus einem unglücklichen Zusammenspiel von Schäden am Gefäß- und Nervensystem sowie einer erhöhten Infektanfälligkeit mit gestörter Wundheilung. Bereits kleinste Wunden können zu schwerwiegenden Infektionen führen. Daher sollten sie umgehend versorgt werden. Beste Vorbeugung ist die tägliche Kontrolle der Füße sowie gut sitzendes Schuhwerk. Trockene Füße sollten gut eingecremt werden, um Risse in der Haut zu vermeiden und Fußnägel sollten regelmäßig und sehr vorsichtig gekürzt werden.
Diabetische Retinopathie (Augen)
Durch Schädigungen der feinen Blutgefäße in der Netzhaut kann es bei Diabetes zu einer Unterversorgung des Auges und als Folge zu einer Verschlechterung der Sehschärfe kommen. Unbehandelt kann das zu irreversiblen Schäden an der Netzhaut und sogar zur Erblindung führen. Die diabetische Retinopathie ist neben dem diabetischen Fuß eine der häufigsten Diabetes-Folgeerkrankungen.
Zur Vorbeugung wird daher allen Diabetikern empfohlen, sich mindestens einmal jährlich augenärztlich untersuchen zu lassen. Außerdem sollte auf gut eingestellte Blutzuckerwerte sowie einen gesunden Lebensstil geachtet werden.
Diabetische Nephropathie (Nieren)
Schäden an den Gefäßen können auch die Nieren betreffen. Diese sind von unzähligen kleinsten Blutgefäßen durchzogen, durch die das Blut zum Filtern in die Niere transportiert wird. Ist dieser Kreislauf durch verstopfte Gefäße gestört, kommt es verstärkt zur Anlagerung von Giftstoffen im Blut. Andererseits kommt es zu einer vermehrten Ausscheidung von Stoffen über den Urin. Wird verstärkt Wasser ausgeschieden, kommt es zur Störung des Elektrolythaushalts – mit teils schwerwiegenden Folgen. Im Anfangsstadium kann eine solche Nierenschädigung oft gut mit Medikamenten behandelt werden. Sind die Nieren aber zu stark geschädigt, bleibt nur die Dialyse.
Den Spätfolgen von Diabetes vorbeugen
Diabetes mellitus kann gravierende Folgen mit sich bringen, wenn die Krankheit nicht richtig behandelt wird. Aber – und das ist die gute Nachricht – die oben genannten Erkrankungen müssen nicht zwingend auftreten. Ob sich bei Diabetes solche Spätfolgen entwickeln oder nicht, hängt einerseits von der Intensität der medizinischen Betreuung und andererseits vom Verhalten des Patienten ab. Das können Sie tun, um sich zu schützen:
Nehmen Sie die Vorsorgetermine bei Ihrem Arzt wahr. Lassen Sie alle drei Monate Ihren Blutzucker– und HbA1c-Wert überprüfen. Müssen Sie Insulin spritzen, sollten auch die üblichen Spritzstellen überprüft werden. Hier können sich Fettgewebswucherungen, sogenannte Lipohypertrophien bilden, die den Blutzuckerwert durcheinanderbringen können.
Einmal im Jahr sollten die Cholesterin-, Albumin- und Kreatin-Werte überprüft werden. Das Cholesterin gibt Aufschluss über mögliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Albumin und Kreatin über den Zustand der Nieren. Außerdem sollten Füße auf Druckstellen und Wunden überprüft werden. Dabei werden Sie auch nach möglichen Schmerzen, Brennen oder Taubheitsgefühlen befragt. Zur jährlichen Kontrolle gehört auch eine Augenuntersuchung, bei der Sehschärfe, Augendruck und Augenhintergrund überprüft werden.
Wichtig sind außerdem eine gute Mundhygiene und regelmäßige Besuche beim Zahnarzt, da Diabetes auch das Parodontoserisiko erhöht. Zweimal im Jahr sollte daher eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden.
Neben einer guten ärztlichen Betreuung spielen aber auch Ihre Lebensgewohnheiten eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung möglicher Folgeerkrankungen. Bei Diabetes sollten Sie daher immer auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung und viel Bewegung achten. Wer sich fit hält, bleibt länger gesund.
Quellen
- Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2019
- Gelbe Liste
- Idw – Informationsdienst Wissenschaft
- Internisten im Netz
- Internisten im Netz
- Techniker Krankenkasse
- Techniker Krankenkasse
- Diener, Hans-Christoph (2005): Klinische Pharmakologie. Thieme Verlag. Unter: https://books.google.de/books?id=61lQ6Wet2rcC&lpg=PA277&dq=diabetes%20folgeerkrankungen&hl=de&pg=PA278#v=onepage&q=diabetes%20folgeerkrankungen&f=false
- Hürter, Peter; Danne, Thomas (2006): Diabetes bei Kindern und Jugendlichen: Grundlagen – Klinik – Therapie. 6. Auflage. Springer-Verlag. Unter: https://books.google.de/books?id=9YYuBAAAQBAJ&lpg=PA118&dq=diabetes%20folgeerkrankungen&hl=de&pg=PA118#v=onepage&q=diabetes%20folgeerkrankungen&f=false