Azetongeruch, Abgeschlagenheit und Durst bis hin zu Schwindel und Bewusstlosigkeit können die Anzeichen einer Ketoazidose sein, die in der schwersten Ausprägung zum ketoazidotischen Koma mit Bewusstseinsverlust führt. Grund ist die Übersäuerung des Blutes durch absoluten Insulinmangel, der den Stoffwechsel lebensbedrohlich entgleisen lässt. Wir informieren Sie über die ersten Symptome und Warnsignale sowie über Therapie- und Präventionsmaßnahmen.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Das ketoazidotische Koma ist die schwerwiegende Folge einer Stoffwechselentgleisung und betrifft in der Regel Typ-1-Diabetiker.
- Aufgrund des Insulinmangels steht Glukose den Zellen nicht mehr als Energielieferant zur Verfügung. Es kommt zum Abbau der Fettzellen.
- Die daraus entstehenden Ketonkörper übersäuern das Blut, stören den Säure-Basen-Haushalt und führen unbehandelt zu einem lebensbedrohlichen Zustand.
- Erste Anzeichen einer Ketoazidose sind Übelkeit, Schwäche, Bauchschmerzen und Schwindel.
- Betroffene müssen umgehend intensivmedizinisch behandelt werden.
- Vorbeugen lässt sich eine Stoffwechselentgleisung nur durch eine strenge Blutzuckerkontrolle und durch intensive Schulungen der Diabetespatienten, damit sie im Notfall umgehend richtig handeln können.
Was verursacht ein ketoazidotisches Koma?
Bei einem stoffwechselgesunden Menschen produziert die Bauchspeicheldrüse ausreichend Insulin, um Glukose aus dem Blut in die Körperzellen zu transportieren. Beim Typ-1-Diabetiker werden die Insulinzellen durch die körpereigenen Abwehrmechanismen zerstört. Patienten sind lebenslang auf eine Insulinzufuhr angewiesen.
Wenn das Blut aufgrund eines Insulinmangels überzuckert, den Zellen keine Energie zur Verfügung steht und sie sich diese aus den vorhandenen Fettzellen ziehen, bilden sich Abbauprodukte, sogenannte Ketonkörper.
Diese lagern sich im Blut ab und werden durch den Urin oder den Atem wieder ausgeschieden. Werden jedoch mehr Ketonkörper abgebaut, als der Mensch ausscheiden kann, übersäuert das Blut. Der Säure-Basen-Haushalt ist erheblich gestört. Unbehandelt kann dieser Zustand lebensbedrohlich sein und schließlich zum ketoazidotischen Koma mit Bewusstseinsverlust führen.
Es gibt zahlreiche Ursachen für eine Hyperglykämie. Oft spielen die Ernährung und eine unzureichende Insulindosis eine entscheidende Rolle. Aber auch andere Einflüsse wie Stress oder Infekte können sich auf den Blutzuckerspiegel auswirken.
Damit eine derartige Stoffwechselentgleisung geschieht, muss jedoch ein absoluter Insulinmangel vorliegen. Meist ist der Diabetes noch nicht diagnostiziert, wenn die ersten Symptome auftreten. Auch eine defekte Insulinpumpe kann dazu führen, dass der Körper das lebenswichtige Hormon nicht erhält.
Die ersten Symptome einer Ketoazidose richtig deuten
Ein ketoazidotisches Koma tritt früher ein als ein hyperosmolares Koma beim Diabetes Typ 2. Hier produziert das Pankreas noch so wenig Insulin, dass sich die Symptome schleichend, manchmal über Tage und Wochen hinweg entwickeln.
Durch die Übersäuerung des Blutes kommt es zu Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Oberbauchschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen. Ebenso gehören Schwindel, Bewusstseinstrübung, Herzrasen und Schläfrigkeit zu den Warnzeichen. Charakteristisch für eine Ketoazidose ist jedoch der typische Azetongeruch.
Der nach Nagellackentferner riechende Mundgeruch kommt durch die vermehrten Ketonkörper im Blut zustande. Durch den Insulinmangel und den Abbau der Fettzellen sinkt der pH-Wert des Blutes unter 7,35.
Im Normallfall liegt er bei 7,37 bis 7,45. Um den pH-Wert zu normalisieren und vermehr Kohlendioxid auszustoßen, beschleunigt sich die Atmung und sie wird tiefer. Das pathologische Atemmuster der Hyperventilation beim Diabetes wird auch Kussmaul-Atmung genannt und ist nach dem Biologen und Internisten Adolf Kussmaul benannt.
Sollten Sie diese oder ähnliche Symptome bei sich feststellen, gehen Sie unverzüglich zum Arzt oder rufen Sie im Zweifel einen Rettungswagen. Denn eine derartige Stoffwechselentgleisung muss intensivmedizinisch behandelt werden; sie kann lebensbedrohlich sein und führt zum ketoazidotischen Koma.
Das ketoazidotische Koma ist ein intensivmedizinscher Notfall
Betroffene müssen unverzüglich auf der Intensivstation behandelt werden. Engmaschige Laboruntersuchungen sowie eine sorgfältige Überwachung der Vitalwerte sind unerlässlich. Ziel ist es, dem Körper ausreichend Flüssigkeit zuzuführen, den Elektrolythaushalt auszugleichen sowie den Ketonabbau zu beschleunigen und den pH-Wert zu normalisieren.
Zum Senken des Blutzuckerwerts wird Insulin verabreicht. Eine frühe Diagnose und eine schnelle Vorstellung beim Arzt bei den ersten Symptomen sind lebenswichtig, um ein ketoazidotisches Koma zu vermeiden.
Wie kann ich einem diabetischen Koma vorbeugen?
Da sowohl das ketoazidotische Koma als auch das hyperosmolare Koma vermeidbar sind, stehen intensive Schulungen der Diabetiker im Vordergrund. Der Patient muss in der Lage sein, frühe Warnzeichen richtig zu deuten, um im Notfall unverzüglich handeln zu können.
Auch eine regelmäßige Blutzuckerkontrolle ist unerlässlich, damit bei zu hohen Werten frühzeitig Insulin injiziert werden kann. So können Diabetiker bei den ersten Symptomen gegensteuern und dadurch eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung und ein ketoazidotisches Koma verhindern.
Krankenkassen bieten Diabetikern zudem strukturierte Behandlungsprogramme an, sogenannte Disease-Management-Programme, die den Patienten einen umfangreichen Einblick in und einen Überblick über die Krankheit verschaffen. Neben einer ganzheitlichen ärztlichen Versorgung stehen Schulungen und Kurse rund um das Thema Diabetes zur Verfügung, in denen unter anderem genau erklärt wird, was im Notfall zu beachten ist.
Quellen
- Deutsche Diabetes Gesellschaft
- Deutsche Diabetes Hilfe
- Diabetologikum Kiel
- MSD Manual
- Fachkommission Diabetes
- Mehnert, Hellmut et al.: 2003 Diabetologie in Klinik und Praxis