Diabetes mellitus ist eine weit verbreitete Stoffwechselerkrankung, die nicht nur den Blutzuckerspiegel beeinflusst, sondern auch eine Vielzahl von Folgeerkrankungen verursachen kann. Eine effektive Maßnahme, um diesen Risiken entgegenzuwirken, liegt in der Förderung von regelmäßiger körperlicher Aktivität. Es muss keine sportliche Höchstleistung erzielt werden, um die eigene Gesundheit zu verbessern. Bereits kleine Veränderungen im Alltag können große Auswirkungen haben.
Warum Bewegung so wichtig ist
Bewegung beeinflusst den Blutzuckerspiegel auf verschiedene Weisen. Sie sorgt zum Beispiel dafür, dass der Körper den Blutzucker effizienter verwerten kann. Darüber hinaus unterstützt körperliche Aktivität den Muskelaufbau, der wiederum den Glukosestoffwechsel positiv beeinflusst.
Durch Sport und Bewegung werden Anpassungs- und Reparaturmechanismen in verschiedenen Organsystemen und Zellen wie der Muskulatur, den Nerven, Gefäßen, im Immunsystem oder Gehirn ausgelöst, die helfen können, Krankheiten abzuwehren.1
Die „American Diabetes Association“ (ADA) empfiehlt für Patientinnen und Patienten mindestens 150 min moderat intensive Ausdauerbelastungen pro Woche und ein ergänzendes Krafttraining.2 Hierbei eignen sich auch gelenkschonende Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen. Je nach Vorbelastung bietet es sich an, langsam zu starten und sich im Laufe der Zeit zu steigern, bis schließlich das Ziel erreicht ist.
Am besten machen Sie sich vorher in Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin einen Überblick über Ihre Ausgangssituation – denn nicht jede Art der Bewegung ist für jeden geeignet.
Wenn Sie zum Beispiel unter Sekundärkomplikationen leiden, sollten Sie diese auf keinen Fall vernachlässigen. Mit einer fortgeschrittenen Retinopathie sollten Sie Blutdruckanstiege über 180/100 mm Hg vermeiden.3 Wenn Sie unter dem diabetischen Fußsyndrom leiden, sollten Sie beachten, dass es zu einer Gewebeüberlastung kommen kann. Bei autonomen Neuropathien ist es wichtig Störungen der physiologischen Blutdruck- und Herzfrequenzregulation zu berücksichtigen. Besonders bei Insulinpflichtigen Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten Hypoglykämien vermieden werden.4
Ein gesunder Lebensstil, der ausgewogene körperliche Aktivität, Nichtrauchen, moderaten Alkoholkonsum und Normalgewicht beinhaltet, reduzierte in einer Metaanalyse das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um knapp 80 % und die Mortalität um knapp 60 %.5
Herz-Kreislauf-Gesundheit
Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Jedoch kann man gegen jedes Risiko entgegenarbeiten. Durch regelmäßige Bewegung wird die Herzleistung gesteigert, der Blutdruck reguliert und der Cholesterinspiegel positiv beeinflusst. Dies trägt dazu bei, das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen zu reduzieren. Bereits 5-10 Minuten langsames Joggen am Tag können das Risiko um fast zwei Drittel reduzieren, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben.6
Dem zugrunde liegen vielfältige Gründe. Zum Beispiel trägt regelmäßige Bewegung dazu bei, den systolischen/diastolischen Blutdruck um bis zu 11/6 mmHg zu senken.7 Körperliche Aktivität verbessert außerdem das Lipidprofil und das HDL-Cholesterein um bis zu 15 mg/dl ansteigen lassen, die Konzentration von Triglyceriden hingegen um bis zu 38 mg/dl senken.8
Blutdruckregulation
Diabetes kann den Blutdruck erhöhen, was wiederum das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Durch mehr Bewegung ist es jedoch möglich, diesen niedriger zu halten. Wenn Sie Ihren Alltag umstellen und mehr Bewegung integrieren wollen, sollten Sie daran denken, Ihren Blutzucker häufiger zu messen. Anhand dieser Aufzeichnungen und Messungen können Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin einen geeigneten Bewegungsplan erstellen.
Mehr Bewegung trotz Müdigkeit?
Sollten sie sich müde und erschöpft fühlen und nicht genügend Energie für ausreichend Bewegung haben, könnte es auch sein, dass sie an einem Vitamin B12-Mangel leiden.
In diesem Fall ist es ratsam, Ihren B12-Wert von ihren Ärzten und Ärztinnen ermitteln zu lassen und gegebenenfalls mit der Supplementierung von Vitamin B12 zu beginnen. Ein Mangel an Vitamin B12 ist nicht unüblich. Er lässt sich darauf zurückführen, dass Metformin das am häufigsten verschriebene Diabetesmedikament weltweit ist. Eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2019 hat gezeigt, dass ca. 6-30% der Metformin Verwender unter einem Vitamin B12-Mangel leiden können.9 Eine effekive Supplementierung mit dem Vitamin könnte dafür sorgen, dass Ihr Energielevel gesteigert wird und Ihr Wohlbefinden verbessert wird. Mit ausreichend Energie könnte Ihnen die Überwindung leichter fallen, einen Spaziergang zu machen und mehr Bewegung in Ihren Alltag zu integrieren.
Vorteile von mehr Bewegung in ihrem Alltag
Bei regelmäßiger Bewegung können die Zellen ihre Empfindlichkeit gegenüber Insulin verbessern, was zu einer effizienteren Nutzung von Glukose führt.
Wenn der Insulinspiegel zu niedrig ist, kann dies zu einem Insulinmangel führen, wodurch die Glukose aus dem Blut nicht mehr in den Muskeln aufgenommen werden kann, wodurch wiederum eine Überzuckerung entstehen kann.
Durch regelmäßige Bewegung können Sie Ihre Gewichtsabnahme unterstützen, da regelmäßige Bewegung einen erhöhten Energiebedarf mit sich bringt und den Abbau von Fettreserven zur Energiegewinnung berücksichtigt.
Tipps für mehr Bewegung im Alltag
Sie müssen nicht direkt mit Sport beginnen, jeder Schritt ist ein Anfang. Mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren, ist nicht so schwer, wie Sie vielleicht denken.
Sie sollten hierbei die Devise verfolgen, mit kleinen Schritten anzufangen.
- Laufen sie eine Station nachhause, statt mit Bahn zu fahren.
- Treffen sie sich mit Freunden, um gemeinsam spazieren zu gehen oder melden sie sich gemeinsam bei Sportkursen an – zusammen macht es nicht nur mehr Spaß, sondern es kann auch ihre Motivation steigern. Auch die Nutzung von Treppen statt von Aufzügen oder Rolltreppen kann hilfreich sein.
- Sitzen Sie in Ihrem Alltag viel? Dann integrieren Sie Dehnübungen oder leichte Aerobic-Übungen in Ihre Routine.
- Stehen sie noch am Anfang, denken Sie vor allem an eins: Eine Alltagsumstellung sollte Ihnen vor allem auch Freude bereiten. Es ist einfacher, Vorhaben auf Dauer zu verfolgen, wenn Sie dabei Spaß verspüren.
Wenn Sie mehr zum Thema Sport und Diabetes erfahren wollen, lesen sie Genaueres in diesem Artikel.
Quellen
Braumann, K.-M.: Die Heilkraft der Bewegung. Gesund und aktiv durchs Leben. Hamburg: Ellert & Richter, 2015.
Schmeisl, G. W.: Schulungsbuch Diabetes. 8. Auflage München: Elsevier 2015.
Schmeisl, G. W.: Typ-1-Diabetes. Sport treiben – Insulin anpassen. Diabetes-Journal, 2016/65 (2), S. 26-29. URL: https://www.diabetes-online.de/infobox/a/typ-diabetes-sport-treiben-insulin-anpassen-1748916.
Fußnoten
- Esefeld, K., Kress, S., Behrens, M. et al. Diabetes, Sport und Bewegung. Diabetologe 17, 330–337 (2021) ↩︎
- ADA (2020) Standards of medical care in diabetes-2020. Diabetes Care 43(Suppl 1):S1–S2. ↩︎
- Brinkmann, C. Körperliche Aktivität und Diabetes mellitus Typ 2. Diabetologe 17, 149–152 (2021). https://doi.org/10.1007/s11428-020-00704-w ↩︎
- Esefeld K, Kress S, Behrens M, Zimmer P, Stumvoll M, Thurm U, Gehr B, Brinkmann C, Halle M (2020) Diabetes, Sport und Bewegung. Diabetol Stoffwechs 15(S 01):S148–S155. ↩︎
- Joisten, C. Bewegung im Kontext Diabetes mellitus – das ungenutzte Potenzial. Diabetologe 17, 119–120 (2021). ↩︎
- Lee DC, Pate RR, Lavie CJ, et al.: Leisure-time running reduces all-cause and cardiovascular mortality risk. J Am Coll Cardiol 2014; 64: 472–481. ↩︎
- Fagard RH, Cornelissen VA: Effect of exercise on blood pressure control in hypertensive patients. Eur J Cardiovasc Prev Rehabil 2007; 14: 12-17; Cornelissen VA, Smart NA: Exercise training for blood pressure: a systematic review and meta-analysis. J Am Heart Assoc 2013; 2: e004473. ↩︎
- Wang Y, Xu D: Effects of aerobic exercise on lipids and lipoproteins. Lipids Health Dis 2017; 16: 132. ↩︎
- Kim J, Ahn CW, Fang S, Lee HS, Park JS. Association between metformin dose and vitamin B12 deficiency in patients with type 2 diabetes. Medicine (Baltimore). 2019 Nov;98(46):e17918. doi: 10.1097/MD.0000000000017918. PMID: 31725641; PMCID: PMC6867725. ↩︎