Kohlenhydrate sind ein wichtiger Energielieferant und auch für Patienten mit Diabetes Typ 2 Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung. Für Menschen mit Diabetes ist allerdings nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Kohlenhydrate entscheidend. Welche Kohlenhydrate bei Diabetes empfehlenswert sind, erfahren Sie hier.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Eine ausgewogene Aufteilung der Kohlenhydratmenge auf drei Hauptmahlzeiten und drei Zwischenmahlzeiten wirkt sich günstig auf den Blutzuckerspiegel aus.
- Zusätzlich zur Anpassung der Kohlenhydrate kann bei Diabetes auch mehr Bewegung im Alltag das Wohlbefinden steigern.
- Empfehlenswert ist es, kohlenhydrat- und ballaststoffreich, aber möglichst zuckerarm essen.
Muss ich auf Kohlenhydrate bei Diabetes verzichten?
Kohlenhydrate sind für Patienten mit Diabetes nicht verboten. Sie sollten allerdings darauf achten, in welcher Menge und Qualität sie Kohlenhydrate zu sich nehmen. Sowohl Patienten mit Typ-1-Diabetes als auch mit Typ-2-Diabetes profitieren von einer Anpassung der Kohlenhydratzufuhr, da sich dies positiv auf ihr allgemeines Wohlbefinden auswirkt.
Welche Kohlenhydrate sind für Diabetiker empfehlenswert?
Laut Statistiken zur Ernährung in Deutschland essen die Menschen hierzulande generell zu viele Kohlenhydrate und zu wenig Gemüse und Nüsse. Meist handelt es sich dabei um Nahrungsmittel mit einem hohen glykämischen Index wie Backwaren und Nudeln aus Weißmehl.
Doch was ist der glykämische Index überhaupt? Er gibt an, in welchem Maße ein Lebensmittel den Blutzucker ansteigen lässt: Bei einem niedrigen glykämischen Index steigt der Blutzuckerspiegel langsamer an als bei einem hohen. Für Diabetiker ist es daher sinnvoll, den glykämischen Index bei der Ernährung zu berücksichtigen, um starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels zu vermeiden.
Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte enthalten langsam wirkende Kohlenhydrate und sind deshalb für Diabetiker gut geeignet; das Gleiche gilt für Obstsorten, die nicht zu viel Fruchtzucker enthalten. Lebensmittel aus Weißmehl, Süßspeisen und zuckerhaltige Getränke haben hingegen einen hohen glykämischen Index, weswegen Patienten mit Diabetes so weit wie möglich auf sie verzichten sollten – wozu Ernährungsexperten generell raten.
Zu Beginn einer Ernährungsumstellung kann es anfangs etwas schwierig sein, geeignete Lebensmittel zu finden. Orientieren Sie sich im Zweifelsfall an der Zutatenliste und fragen Sie ruhig den Bäcker Ihres Vertrauens, welche Vollkornbrote er empfiehlt.
Auch die Zusammensetzung der Mahlzeiten spielt eine Rolle
Eine abwechslungsreiche Vollwertkost empfehlen Experten auch Nicht-Diabetikern. Vor allem für Menschen mit Diabetes Typ 2 kommt es außer auf die Art der Kohlenhydrate auch auf die richtige Zusammensetzung der Mahlzeiten an. Ziel ist es, dass der Blutzuckerspiegel nach dem Essen nicht zu schnell und nicht zu stark ansteigt.
Experten empfehlen Diabetikern deswegen, ballaststoffreiche Kohlenhydrate (40 Gramm/Tag statt 30 Gramm/Tag) mit geeigneten Protein- und Fettquellen zu kombinieren. Die Zusammenstellung der Mahlzeiten sollte in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen, damit er die Medikation gegebenenfalls anpassen kann. Eine erfolgreiche Umstellung wird sich vor allem in verbesserten Blutzuckerwerten zeigen.
So können Sie die Mahlzeiten über den Tag verteilt gestalten:
- Das Frühstück besteht im Idealfall aus einer Eiweißquelle (z. B. Milch), der gleichen Menge Kohlenhydrate (z. B. Vollkornbrot) und einer kleinen Portion Obst.
- Sowohl zum Mittagessen als auch zum Abendessen können Sie eine Portion Kohlenhydrate (z. B. Kartoffeln oder Vollkornreis) mit einer Proteinquelle (z. B. Fleisch, Eier oder Tofu) mit ausreichend Gemüse kombinieren.
- Verzichten Sie bei den Zwischenmahlzeiten auf Süßigkeiten und zuckerhaltige Getränke. Bevorzugen Sie frisches Obst oder Rohkost und versuchen Sie, nicht mehr als drei Zwischenmahlzeiten zu sich zu nehmen.
Wie viele Kohlenhydrate bei Diabetes verzehrt werden dürfen
Typ-2-Diabetes wird nicht selten von einer hyperkalorischen Ernährungsweise begünstigt. Das Zählen von Kalorien erweist sich im Alltag jedoch als umständlich; viele Patienten fühlen sich dadurch auch eingeschränkt. Dänische Ernährungswissenschaftler haben sich dieser Thematik angenommen und eine Studie mit Patienten mit Typ-2-Diabetes durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine isoenergetische und kohlenhydratarme Ernährung sich sowohl positiv auf den Nüchternblutzucker als auch auf die Blutzuckerwerte nach den Mahlzeiten auswirkt. Wichtig ist es außerdem, gegebenenfalls das Körpergewicht z reduzieren. Dies können Sie erreichen, indem Sie bei Diabetes Typ 2 mehr komplexe Kohlenhydrate zu sich nehmen und gleichzeitig auf ausreichend Bewegung achten. Vielleicht mag es Ihnen anfangs schwerfallen, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten, Sie werden jedoch eine Verbesserung Ihres allgemeinen Wohlbefindens bemerken.
Bei Patienten mit Typ-1-Diabetes geht es in erster Linie darum, die Menge der konsumierten Kohlenhydrate exakt zu bestimmen, um die benötigte Insulinmenge korrekt berechnen zu können. Hierfür werden zwei Einheiten verwendet: die Broteinheit (kurz: 1 BE) sowie die Kohlenhydrateinheit (1 KE). Zwölf Gramm Kohlenhydrate entsprechen einer Broteinheit; zehn Gramm Kohlenhydrate einer Kohlenhydrateinheit.
Je BE/KE kann der Blutzuckerspiegel um etwa 25 bis 40 mg/dl ansteigen, wobei individuelle Faktoren wie Gewicht, Tageszeit, Zusammensetzung der Mahlzeit sowie das Maß an körperlicher Bewegung eine wesentliche Rolle spielen. Spezielle Rechner zur Berechnung der Broteinheiten gibt es mittlerweile online sowie als App.
Quellen
- Ärzteblatt
- Fleck, Anne, Riedl, Matthias und Klasen, Jörn (2019): Die Ernährungs-Docs – Diabetes heilen: Wie Sie mit der richtigen Ernährung Diabetes Typ 2 heilen und Typ 1 verbessern können
- Golay, Alain und Assal, J. PH. (2003): Diabetes und Ernährung: ein Leitfaden für Betroffene
- Müller, Sven David und Weißenberger, Christiane (2015): Ernährungsratgeber Typ-2-Diabetes: Genießen erlaubt!